Fotze

Fotze
Fotze Sf std. tabu. (15. Jh.) Stammwort. Neben weiter verbreitetem und früher bezeugtem mhd. vut "Scheide", regional auch "Hintern", vgl. ne. (dial.) fud "Scheide, Hintern", anord. fuđ- "Scheide" (nur in Zusammensetzungen belegt). Wegen der schlechten Bezeugung läßt sich nicht festlegen, ob das -tz- von Fotze aus einer expressiven Geminate (g. * futt-) mit Lautverschiebung stammt oder aus einer s-Bildung (für das letztere könnte der Plural Hundsfötter zu Hundsfott sprechen; vgl. aber auch, daß Kilian fotte "cunnus" neben fotse "villus" hat). Für die Bedeutung von mhd. vut ist zunächst festzustellen, daß bei einem Nebeneinander der Bedeutungen "Scheide" und "Hintern" die letztere in der Regel die ursprünglichere ist, weil die Wörter für "Scheide" stärker tabuisiert sind und deshalb im aktuellen Sprachgebrauch das Wort für "Hintern" (zumal wenn es mit "Oberschenkel" o.dgl. zusammenhängt) verhüllend dafür eintreten kann. Deshalb entspricht dem germanischen Wort auch am nächsten (allerdings auch mit Vokallänge und erst spät bezeugt, so daß die Ausgangsform nicht mit Sicherheit erschlossen werden kann) ai. pūtau m. "die beiden Hinterbacken", wozu die späteren indisch-arischen Sprachen (die pūta-, * budda-, * pucca- fortsetzen) Ausdrücke für "Hintern" und für "Scheide" bieten (falls die indischen Wörter historisch nicht zugehörig sind, zeigen sie zumindest diesen wichtigen Bedeutungsübergang). Vgl. auch it. polta "Scheide" (geschichtlich undurchsichtig). Weiter können verwandt sein: Gr. pӯgḗ "der Hintere, Steiß" (dagegen gehört l. pōdex m. in andere Zusammenhänge), gr. (Glosse) pynnos m. "Hinterteil". Zu ig. * pu(ə)- "dick, aufgeblasen", also "der Dicke" oder "die Dicken". Auf der anderen Seite weisen die späten deutschen Wörter in andere Zusammenhänge: Auffällig sind vor allem die reimenden Wörter für "Scheide" im Germanischen: neben * fut(t)- steht * put(t) in nschw. (dial.) puta, ofr. put(e), mndd. pute, rotw. Potz, österr. (Kärnten) Putze; mit -s(s)- anord. púss (bei Pferden), nschw. (dial.) puso, fr. puss, ndd. puse; (andersartig auch * kut(t)- in mndd. ndd. kutte, nndl. kut, me. cutte, ne. cut, nschw. kuta und mit -s- kusa). Häufiger stehen bei solchen Wörtern Bedeutungen wie "Kuß, Kußmund", "Schmollmund, Maul" usw. (s. hierzu auch Heinertz, der daraus ganz verfehlte Schlußfolgerungen zieht), wozu vermutlich auch bair. Fotze "Mund, Maul". Hier liegt eine auch in anderen Sprachen zu beobachtende Bedeutungsentwicklung von "dicke Lippe, Kußmund, Schmollmund" zu "Scheide, (Schamlippen)" vor, die letztlich auf den gleichen Ausgangspunkt "dick" (wie oben) zurückführt. Bei den deutschen Wörtern scheinen beide Entwicklungen (1. "dick" > "Hinter(backen)" > "Scheide" und 2. "dick" > "dicke Lippe" > "Scheide") eine Rolle zu spielen. Bei dem vermutlichen Ursprung von (ig.) * pu- "dick" aus einer Lautgebärde (s. hierzu Bausch) können auch lautähnliche Wörter anderer Sprachen zum Vergleich herangezogen werden (čech. potka "Scheide", it. potta "Scheide" neben südfrz. poto "dicke Lippe", faire la potte "maulen" usw.).
Johansson, K. F. ZVS 36 (1900), 352f.;
van Helten, W. ZDW 10 (1908/09), 195-197;
Sperber, H. Imago 1 (1912), 433f.;
Heinertz (1927), 76-80;
Melzer, G.: Das Anstößige in der deutschen Sprache (Breslau 1932), 14f.;
Pisani, V. NPhM 80 (1979), 85-87;
Meter, H. FS Vernay (1979), 215-243 (Metaphorik in den romanischen Sprachen);
Müller, J.: Schwert und Scheide (Bern 1988), 64-76. indogermanisch iz.

Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache. 2013.

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